Kann ein Hund zu wichtig werden?

Ein Hund kann das Leben auf wunderbare Weise bereichern. Seine bedingungslose Zuneigung schenkt Geborgenheit, seine Lebendigkeit bringt Freude und seine Verlässlichkeit gibt Halt. Er motiviert zu mehr Bewegung, schafft Routine und erinnert uns daran, Verantwortung zu übernehmen. Für viele ist er nicht nur ein Begleiter, sondern ein fester Bestandteil des eigenen Lebens.

Allerdings ist der Umgang der Menschen mit ihrem Hund nicht immer förderlich. Es passiert leicht, dass das Tier in eine Position gebracht wird, die über seine natürliche Rolle hinausgeht. Dadurch entstehen zwei gegensätzliche Ausprägungen, die sich auf sehr verschiedene Arten äußern.

Zwei extreme Arten, einen Hund zu behandeln

1. Zu wenig Strenge & zu viel Liebe

Manche überhöhen ihren Hund und projizieren tiefste menschliche Sehnsüchte auf ihn. Er wird nicht mehr als Tier gesehen, sondern als Seelenverwandter, Trostspender oder gar als Ersatz für zwischenmenschliche Beziehungen. Diese grenzenlose Liebe kann so übermächtig werden, dass das gesamte Leben um den Hund kreist, während menschliche Beziehungen in den Hintergrund rücken.

2. Zu viel Strenge & zu wenig Liebe

Andere wiederum betrachten ihren Hund in erster Linie als ein Wesen, das gehorchen muss. Strenge Regeln und Disziplin stehen über allem, Fehler werden kaum geduldet. Liebe wird zur Belohnung, nicht zur Selbstverständlichkeit, und so bleibt wenig Raum für eine echte Bindung. Der Hund ordnet sich unter, aber nicht aus Vertrauen, sondern aus Unsicherheit und der Angst, etwas falsch zu machen.

Die beiden Extreme der Hundehaltung haben eines gemeinsam: Diese Verhaltensweisen drehen sich nicht um das Wohl des Hundes, sondern um die inneren Muster und unerfüllten Bedürfnisse des Halters. Oft zeigt sich das auch in kleinen, alltäglichen Verhaltensweisen, die auf den ersten Blick harmlos wirken.

Zum Beispiel fördern manche Hundehalter – egal ob strenge Trainer oder liebevolle Verwöhner – ein Verhalten, bei dem ihr Hund sie ununterbrochen anstarrt. Die einen, weil ihr Hund gelernt hat, nur über Blickkontakt und Gehorsam Anerkennung zu bekommen. Die anderen, weil ihr Hund verstanden hat, dass langes Anstarren Zuneigung oder Essensreste bringt. In beiden Fällen geht es nicht um echte Verbindung, sondern um eine erlernte Erwartungshaltung, die den Hund dauerhaft in einer angespannten Aufmerksamkeit hält. Das verhindert, dass er sich entspannen kann und seine Umgebung auf natürliche Weise wahrnimmt. Statt selbstständig zu agieren, verharrt er in ständiger Erwartung – was langfristig Stress bedeutet.

Die Folgen extremer Hundehaltung

Ob blinde Anbetung oder übermäßige Strenge  – beide Extreme haben langfristige Folgen, sowohl für den Menschen selbst als auch für den Hund.

Auswirkungen auf den Menschen:

Ein gesundes Leben besteht aus vielen Komponenten – Familie, Freunde, Hobbys, Arbeit und persönliche Weiterentwicklung. Doch wer seinen Hund zum Mittelpunkt seines Lebens macht, verliert oft den echten Bezug zu anderen Menschen. Manche verzichten auf soziale Treffen, lehnen Besuche ab oder meiden Aktivitäten, bei denen ihr Tier nicht dabei sein kann. Auch Beziehungen zu Partnern oder Familienmitgliedern können darunter leiden. Langfristig führt diese Fixierung darauf, dass der Hund das einzige oder wichtigste Lebewesen im Leben des Halters wird. Mit der Zeit schrumpft das soziale Umfeld immer weiter.

Menschen, die in ihrer Kindheit und/oder im Erwachsenenleben wenig echte Zuneigung erfahren haben, suchen oft in ihrem Hund die bedingungslose Liebe, die sie bei Menschen nicht bekommen haben. Da ein Hund nicht urteilt, keine/kaum Anforderungen stellt und immer da ist, kann er zu einer Art emotionalem Sicherheitsnetz werden.

Das Problem: Diese Art der Bindung ist einseitig. Ein Hund gibt keine bewusste, reflektierte Zuneigung, sondern folgt seinen Instinkten. Diese Abhängigkeit kann dazu führen, dass der Halter sich unbewusst emotional noch mehr isoliert, weil er sich mit der Illusion einer sicheren Liebe begnügt und menschliche Beziehungen vermeidet.

Wer sein Tier idealisiert, neigt dazu, Menschen anders zu bewerten. Plötzlich wird das Tier zum moralischen Maßstab: Wer ebenfalls tierlieb ist, ist „gut“, wer sich wenig für Hunde interessiert oder gar Angst vor ihnen hat, gilt als „herzlos“.

Besonders ausgeprägt ist dieses Verhalten bei Menschen, die sich selbst als besonders „tiefgründig“ oder „menschlich“ empfinden, weil sie ihr Tier über alles stellen. Doch diese Art von Selbstüberhöhung führt oft dazu, dass sich eine innere Feindseligkeit gegenüber anderen Menschen entwickelt. Wer nicht dieselbe Sichtweise teilt, wird als weniger wertvoll betrachtet – eine Haltung, die langfristig zwischenmenschliche Beziehungen zerstört.

Ein Hund kann ein wunderbarer Begleiter sein, aber er sollte nicht der einzige Sinn des Lebens werden. Manche Menschen verlieren sich jedoch so stark in ihrer Tierliebe, dass sie sich selbst nicht mehr außerhalb dieser Rolle wahrnehmen. Sie definieren sich nur noch als „Hundehalter“, haben kaum andere Interessen oder Ziele und verlieren dabei die Fähigkeit, ihr eigenes Leben unabhängig zu gestalten.

Diese Art der Identitätsverschmelzung kann zu einem unbewussten Zustand führen, in dem der Hund als einzige Quelle für Glück, Selbstwertgefühl und Bestätigung dient – mit der Folge, dass der Mensch sich selbst vergisst und kaum noch weiß, wer er ohne sein Tier ist.

Auswirkungen auf den Hund:

Ein Hund braucht klare und verlässliche Strukturen, um sich sicher zu fühlen.

  • Wird er jedoch ausschließlich mit Härte und starren Befehlen geführt, ohne dass eine vertrauensvolle Beziehung entsteht, können Ängste und unterdrückte Aggressionen die Folge sein.
  • Fehlen hingegen Grenzen und Orientierung, gerät der Hund ebenfalls unter Stress, weil ihm Sicherheit und Stabilität fehlen. Das äußert sich oft in nervösem Verhalten, übermäßiger Anhänglichkeit oder plötzlichen, unerwarteten Verhaltensausbrüchen.

Beide Extreme (zu viel Strenge und das Fehlen von Führung) belasten den Hund und verhindern eine gesunde Entwicklung.

Viele Menschen betrachten ihr Haustier als Familienmitglied, doch gleichzeitig verbringen unzählige Hunde den Großteil ihres Tages allein.

Berufstätige Halter lassen ihren Hund oft bis zu zehn Stunden täglich in einer Wohnung oder einem Haus zurück – oft ohne ausreichend Beschäftigung oder Sozialkontakt. Für ein Rudeltier ist das eine enorme Belastung. Der Hund kann unter Trennungsangst leiden, beginnt zu jaulen, entwickelt destruktives Verhalten oder zieht sich innerlich zurück. In manchen Fällen führt diese dauerhafte Isolation zu Depressionen oder sogar körperlichen Symptomen wie Magenproblemen oder übermäßigem Stressabbau durch Lecken oder Kratzen.

Ein Hund kann keine seelische Last tragen. Manche Menschen betrachten ihn jedoch als eine Art Therapeuten oder Seelenverwandten, der ihnen emotionale Stabilität geben soll. Dabei übersehen sie, dass ihr Tier diese Erwartungen weder versteht noch erfüllen kann. Hunde sind einfühlsam, aber sie können nicht bewusst trösten oder emotionale Probleme „heilen“. Spürt ein Hund jedoch die Anspannung und emotionale Bedürftigkeit seines Halters, kann das ihn stark belasten. Diese Tiere wirken oft unruhig, erschöpft oder entwickeln Verhaltensauffälligkeiten, weil sie unbewusst die emotionale Spannung übernehmen.

Ein Hund ist ein aktives Wesen, das sowohl körperlich als auch geistig gefordert werden muss. Wird er nicht ausreichend bewegt oder herausgefordert, entsteht Frustration und Langeweile. Besonders in Haushalten, in denen ein Tier übermäßig behütet oder verwöhnt wird, fehlt es oft an echter, hundgerechter Beschäftigung. Statt sinnvoller Bewegung gibt es dann übermäßiges Kuscheln oder das ständige Mitführen des Hundes als „Accessoire“. Gleichzeitig gibt es das Gegenteil: Hunde, die von ihren Haltern mit Reizen überflutet werden, weil diese ihnen rund um die Uhr Aufmerksamkeit schenken wollen. In beiden Fällen kann der Hund nicht zur Ruhe kommen und wird entweder träge und antriebslos oder nervös und überdreht.

Wenn der Hund wichtiger wird als die eigene Familie

Manche Menschen schenken ihrem Hund mehr Zuneigung als ihrem Partner oder ihren Kindern. Der Hund wird gestreichelt, bekommt Aufmerksamkeit und spürt echte Nähe, während die Familie nur noch eine Pflichtaufgabe zu sein scheint.

Wird dieses Problem angesprochen, wird es oft heruntergespielt, ins Lächerliche gezogen oder mit Wut abgewehrt. Manche sind sogar überzeugt, dass es völlig gerechtfertigt ist. Der Hund sei treu und liebevoll, während die Familie vielleicht undankbar, fordernd oder enttäuschend sei.

Doch diese Ungleichheit ist mehr als eine Bevorzugung. Sie fühlt sich für die Betroffenen wie eine Strafe an: „Ein Hund verdient meine Liebe. Ihr verdient sie nicht.“

Die Folgen sind tiefgreifend, doch oft zeigt sich das wahre Ausmaß erst viele Jahre später. Vielleicht verlässt der Partner irgendwann die Beziehung, weil er sich unbedeutend fühlt. Möglicherweise entwickeln die Kinder Unsicherheiten, Beziehungsprobleme oder psychische Störungen, weil sie gelernt haben, dass sie um Liebe kämpfen müssen, während ein Hund sie bedingungslos bekommt. Und wenn es dann so weit ist, wird selten ein Zusammenhang zum eigenen Verhalten erkannt.

Warum verfallen Menschen in diese Extreme?

Die Art und Weise, wie ein Hund gehalten wird, ist oft mehr als eine Frage der Erziehung. Sie spiegelt tiefere, oft unbewusste Muster wider. Viele Menschen richten ihr Verhalten auf ihr Tier aus, ohne sich bewusst zu machen, warum sie so handeln. Hinter extrem strenger Führung oder übermäßiger Vermenschlichung stehen häufig emotionale Bedürfnisse, die nicht reflektiert wurden.

Wer in seiner Kindheit wenig Zuneigung oder bedingungslose Liebe erfahren hat, entwickelt oft ein tiefes Verlangen nach einer Verbindung, die nicht mit Enttäuschung oder Zurückweisung endet. Ein Hund scheint diese Lücke zu füllen. Er bleibt treu, egal was passiert. Er hinterfragt nicht, stellt wenig Forderungen und verlässt seinen Halter nicht – zumindest nicht bewusst (denn anders als ein Mensch geht ein Hund nicht aus emotionalen Gründen weg, sondern folgt seinem Instinkt, etwa wenn er einer Spur nachläuft oder etwas Neues entdeckt).

Diese scheinbare Beständigkeit gibt vielen Menschen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit – etwas, das sie von anderen vielleicht nie erfahren haben. Doch in dieser Fixierung steckt eine Gefahr: Ein Tier kann emotionale Defizite nicht heilen. Die verdrängten Bedürfnisse bleiben bestehen, selbst wenn der Hund sie für eine Zeit überdecken mag. Das führt oft dazu, dass Menschen sich immer stärker an ihr Tier klammern, anstatt die eigentlichen Ursachen ihrer Sehnsucht zu erkennen und auf einer tieferen Ebene zu heilen.

Beziehungen zwischen Menschen sind oft kompliziert und mit Herausforderungen verbunden. Sie erfordern Kommunikation, Kompromisse und die Fähigkeit, Konflikte zu bewältigen. Wer schlechte Erfahrungen mit Ablehnung oder Verletzungen gemacht hat, kann daraus eine tiefe Angst vor zwischenmenschlicher Nähe entwickeln. Ein Hund hingegen wirkt „sicher“: Er bewertet nicht, enttäuscht nicht und bleibt immer an der Seite seines Halters. Dadurch kann das Tier zu einem emotionalen Rückzugsort werden – nicht, weil es das beste Wesen im Leben ist, sondern weil der Mensch sich vor der Unsicherheit echter Beziehungen schützen will.

Doch dieser Schutzmechanismus kann dazu führen, dass die Angst vor Nähe weiter wächst. Je mehr sich jemand ausschließlich auf seinen Hund verlässt, desto schwieriger wird es, echte Bindungen zu anderen Menschen aufzubauen. Letztendlich verstärkt sich die Isolation und der Hund bleibt nicht nur Begleiter, sondern einziger sozialer Bezugspunkt.

Manche Menschen erleben ihr Leben als unsicher oder unberechenbar. Vielleicht hatten sie in ihrer Vergangenheit wenig Einfluss auf wichtige Entscheidungen oder mussten lernen, dass sie sich nicht auf andere verlassen können. Das kann dazu führen, dass sie eine Beziehung brauchen, die sie vollständig kontrollieren können.

Ein Hund bietet genau diese Möglichkeit: Er ist von seinem Halter abhängig und kann weder widersprechen noch sich entziehen. Manche setzen auf strenge Disziplin, weil es ihnen das Gefühl gibt, alles unter Kontrolle zu haben. Andere überhäufen ihr Tier mit Liebe und Fürsorge, um die Richtung der Beziehung vollständig zu bestimmen. In beiden Fällen geht es nicht nur um den Hund. Es geht darum, eine Welt zu schaffen, in der der Mensch nicht mehr ohnmächtig ist.

Das Problem dabei: Eine Beziehung, die auf Kontrolle basiert, ist keine echte Verbindung. Ein Hund ist ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, keine Projektionsfläche für unbewältigte Ängste.

Viele Menschen definieren ihren Selbstwert über die Bestätigung von außen. Sie brauchen das Gefühl, etwas Besonderes zu tun, um sich selbst als wertvoll wahrzunehmen. Ein Hund kann zu genau diesem Symbol werden – besonders dann, wenn er aus schlechten Verhältnissen gerettet wurde oder besonders viel Aufmerksamkeit verlangt.

Menschen, die sich durch ihre Tierliebe moralisch überlegen fühlen, nutzen ihren Hund oft unbewusst als Beweis dafür, dass sie „bessere“ Menschen sind. Sie erwarten Anerkennung für ihre Aufopferung, für ihre Hingabe, für ihre „besondere Verbindung“ zum Tier. Doch wenn die Zuneigung zum Hund vor allem als Selbstbestätigung dient, bleibt eine innere Unsicherheit bestehen.

Denn wahre Anerkennung entsteht nicht durch Leistung oder durch Abgrenzung zu anderen, sondern durch ein gesundes Selbstbild. Wer sich nur wertvoll fühlt, wenn andere seine Liebe zum Tier bewundern, wird dauerhaft auf äußere Bestätigung angewiesen sein. Wird das Bedürfnis nicht erfüllt, folgen emotionale Überreaktionen.

Jeder Mensch braucht eine Aufgabe, einen Sinn, der ihn morgens aufstehen lässt. Doch in einer Welt, die oft von Hektik, Leistungsdruck und Oberflächlichkeit geprägt ist, fühlen sich viele Menschen orientierungslos. Sie haben keine tieferen zwischenmenschlichen Verbindungen, keine erfüllenden Hobbys, keine klare Richtung im Leben.

Ein Hund gibt diesen Menschen eine Aufgabe. Er muss versorgt werden, braucht Aufmerksamkeit, gibt eine Struktur vor. Das kann anfangs erfüllend wirken. Doch wenn das Tier zur einzigen Quelle für Sinn und Daseinsberechtigung wird, entsteht ein Ungleichgewicht.

Ein Hund kann ein wunderbarer Begleiter sein, aber er sollte nicht das gesamte Leben bestimmen. Menschen, die ihr Tier zum Mittelpunkt ihrer Existenz machen, laufen Gefahr, sich selbst zu verlieren. Sobald der Hund nicht mehr da ist oder sich seine Bedürfnisse ändern, bleibt eine tiefe innere Leere – denn der wahre Sinn des Lebens kann niemals nur in einem einzigen Wesen liegen.

Sind Sie nun wütend?

Vielleicht spüren Sie gerade starke Emotionen. Vielleicht fühlen Sie sich von uns angegriffen, als würden wir Ihnen etwas wegnehmen wollen!? Ihr Puls beschleunigt sich, Ihre Atmung wird flacher, Ihr Körper wird angespannt. Ja, in solchen Momenten fällt es schwer, klar zu denken. Stattdessen drängt sich das Bedürfnis auf, sofort zu widersprechen, sich zu verteidigen und vielleicht sogar laut zu werden oder eine wütende Nachricht zu schreiben. Ist das so?

Wenn ja, fragen Sie sich bitte: Warum fühlt sich das für Sie so intensiv an? Sie wissen, dass wir Sie nicht persönlich kennen, und erst recht wollen wir Ihnen nichts Böses. Warum auch?

Die Wahrheit kann manchmal sehr unangenehm sein. Sie berührt Dinge, die man lieber nicht sehen möchte. Aber das Verdrängen hilft niemandem. Jeder erkennt es, wenn ein Mensch sein gesamtes Leben um seinen Hund aufbaut. Jeder spürt, dass etwas nicht im Gleichgewicht ist, wenn ein Tier zum einzigen Halt wird. Sie wissen es auch, ob Sie es sich eingestehen wollen oder nicht.

Wenn diese Gedanken etwas in Ihnen auslösen, dann halten Sie kurz inne und lassen Sie sie wirklich zu. Wut ist oft nur eine Mauer, die uns davor schützt, tiefer zu fühlen. Doch genau hinter dieser Mauer liegt die Chance, etwas zu erkennen und zu verändern.

Bewusster Umgang mit dem Hund

Die Beziehung zu einem Hund kann eine wertvolle und bereichernde Erfahrung sein, wenn sie in einem gesunden Gleichgewicht steht. Wer sein Tier aus den richtigen Motiven heraus liebt und versteht, wird nicht nur dem Hund gerecht, sondern auch sich selbst. Das bedeutet, bewusst hinzuschauen und zu erkennen, ob die eigene Zuneigung wirklich dem Tier dient oder ob sie eine unbewusste Lücke füllt.

Hier sind vier Schritte, die helfen können, eine ausgeglichene und bewusste Beziehung zu einem Hund zu entwickeln:

Es lohnt sich, innezuhalten und sich selbst zu fragen:

  1. Welche Rolle spielt mein Hund in meinem Leben? Ist er einer meiner Begleiter oder meine wichtigste emotionale Stütze?
  2. Erwarte ich von ihm mehr, als ein Tier geben kann? Soll er mich trösten, mir Sinn geben oder mich vor Einsamkeit bewahren?
  3. Was würde in meinem Leben fehlen, wenn ich keinen Hund hätte? Wäre es nur die Gesellschaft oder eine tiefere Leere?

Sich diese Fragen bewusst zu stellen, kann unangenehm sein, weil sie an eigene Unsicherheiten rühren. Doch genau darin liegt der Schlüssel: Wer erkennt, warum er so stark an seinem Tier hängt, kann bewusster mit diesen Bedürfnissen umgehen. Ein Hund kann viel geben, aber er kann nicht alle emotionalen Defizite ausgleichen.

Ein Hund ist ein fühlendes Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen, aber kein Mensch. Viele Halter, die ihr Tier vergöttern oder vermenschlichen, tun ihm damit keinen Gefallen.

Ein Hund braucht vor allem:

  1. Klare Regeln und Struktur, um sich sicher zu fühlen.
  2. Führung, damit er nicht selbst die Verantwortung übernehmen muss.
  3. Angemessene Zuneigung, ohne emotionale Überforderung durch übermäßige Anbetung.

Wer seinen Hund überfordert – sei es durch zu harte Kontrolle oder durch bedingungslose Verwöhnung –, beraubt ihn seiner eigentlichen Natur. Die beste Art, Liebe zu zeigen, ist, ihn als das zu respektieren, was er ist: ein Hund, der Instinkte, Grenzen und ein natürliches Rudelverhalten hat.

Ein Hund kann ein wundervoller Begleiter sein, aber kein Ersatz für menschliche Nähe. Wer sich zu sehr auf sein Tier fokussiert, läuft Gefahr, soziale Kontakte zu vernachlässigen. Dabei sind es gerade menschliche Beziehungen, die für emotionale Erfüllung sorgen: Partnerschaften, Familie, Freundschaften.

Ein bewusster Umgang mit dem eigenen Sozialleben bedeutet:

  1. Sich fragen, ob man seinen Hund als Vorwand benutzt, um sich von Menschen zurückzuziehen.
  2. Wieder bewusst Nähe zulassen, auch wenn es schwerfällt.
  3. Nicht jeden, der Hunde nicht idealisiert, abwerten oder meiden.

Wer echte menschliche Bindungen pflegt, muss weniger emotionale Erwartungen auf seinen Hund übertragen und kann ihn dadurch viel natürlicher lieben.

Ein Hund kann das Leben bereichern, aber er sollte nicht sein Mittelpunkt sein. Wer sein ganzes Dasein um das Tier herum aufbaut, beraubt sich selbst vieler anderer Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung.

Ein bewussterer Lebenssinn kann sein:

  1. Ein Hobby oder eine Leidenschaft entwickeln, die nichts mit dem Hund zu tun hat.
  2. Sich selbst neue Ziele setzen, die über die Hundehaltung hinausgehen.
  3. Sich fragen, was einem auch ohne Hund Erfüllung geben könnte.

Die Beziehung zum Tier wird gesünder, wenn das eigene Leben auch ohne dessen Einfluss erfüllend bleibt. Liebe wird dann nicht mehr von inneren Mängeln getrieben, sondern ist frei und authentisch. Genau so, wie es für Mensch und Hund am besten ist.

Ein Hund ist kein Allheilmittel

Ein Hund ist ein tolles Haustier, aber er ist kein Ersatz für fehlende Erfüllung im Leben. Wer all seine Liebe, seinen Halt oder seinen Sinn auf ein Tier stützt, verliert den Blick dafür, was ihm eigentlich fehlt. Kein Hund kann menschliche Nähe, Selbstwertgefühl oder einen Lebenssinn ersetzen und sollte es auch nicht müssen. Wahre Liebe zum Tier bedeutet nicht, es zu vergöttern oder mit Strenge zu formen, sondern es als das anzunehmen, was es ist. Sie zeigt sich in Respekt, in echtem Verständnis für seine Bedürfnisse und in einem gesunden Gleichgewicht, das Mensch und Hund gleichermaßen guttut.

Wenn Sie spüren, dass Ihr Hund bisher vielleicht eine zu große Rolle in Ihrem Leben gespielt hat, dann ist das kein Grund für Überreaktionen oder Selbstvorwürfe, sondern eine wertvolle Chance. Begegnen Sie sich selbst mit Ehrlichkeit, Verständnis und Mitgefühl. Vielleicht entdecken Sie dabei Wünsche und Bedürfnisse, die lange unbeachtet geblieben sind.

Es gibt so vieles, was das Leben bereichern kann – wie Liebe, Freundschaften, Interessen, die Sie erfüllen, und Ziele, die Sie begeistern. All das verdient Ihre Aufmerksamkeit und Pflege. Wenn Sie Ihrem Hund seinen angemessenen, gesunden Platz geben, tun Sie sich selbst und Ihren Mitmenschen etwas Gutes. Sie werden ausgeglichener und verträglicher. Außerdem ermöglichen Sie Ihrem treuen Begleiter dadurch ein entspannteres, zufriedeneres Leben.

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